Zeitzeugin des Holocaust besucht die Janusz-Korczak-Schule

Veröffentlicht von

Die Janusz-Korczak-Schule ist Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage. Seit vielen Jahren nimmt unsere Schule an dem Projekt teil und ist in jedem Jahr mit einer Aktion oder einem Projekt daran beteiligt. In diesem Jahr besuchte uns Henriette Kretz. Die 85jährige, die mittlerweile in Antwerpen/Belgien wohnt, berichtete in zwei berührenden Gesprächsrunden über ihr Leben während der NS-Zeit. Sie überlebte – anders als die meisten ihrer Familienmitglieder – den Holocaust.

Frau Kretz erzählte nicht nur aus ihrem Leben, sondern machte die Schülerinnen und Schüler eindrücklich darauf aufmerksam, dass es auch heute wichtig ist, sich gegen Ausgrenzung und Rassismus zur Wehr zu setzen.

Leon aus der Klasse 8-10 B und Bryan aus der Klasse 7/8 haben einen Bericht über den Besuch von Frau Kretz verfasst.

Auch Franz aus der Klasse 5/6 B hat kurz über den beeeindruckenden Besuch berichtet.

Die Zeitzeugin, Frau Kretz, hat ihre Geschichte vom Holocaust erzählt.
Frau Kretz wurde am 26. Oktober 1934 in Polen geboren, in der damals polnischen Stadt Stanislawow.
Im Jahr 1939, mit nur fünf Jahren, hat sie den Angriff auf Polen durch Hitler mitbekommen. Durch den Angriff ist sie mit ihrer Familie nach Lemberg geflohen. Drei Jahre später holte der Krieg sie wieder ein und sie landeten im Ghetto. Ihr Leben war geprägt von schlimmen Lebensumständen, Angst, Trennung und Wiedersehen von der Familie.
Frau Kretz berichtete den Schülerinnen und Schülern viele Situationen, in denen sie geflüchtet ist und den deutschen Soldaten entkommen konnte. In einer Situation zum Beispiel wollte eine Gruppe von Soldaten sie, ihre Familie und weitere Juden abführen. Uhr Vater konnte jedoch einen Kommandanten überzeugen, sie gehen zu lassen, da der Vater als Arzt vielen Soldaten helfen konnte. Der Kommandant brauchte das Mädchen und ihre Eltern weg und versteckte sie in einem Busch. Dort sollten sie eine Nacht lang bleiben und anschließend fliehen. Damit die anderen Soldaten dem Kommandanten nicht auf die Schliche kamen, hat er in die Luft geschossen, sodass alle gedacht haben, der Kommandant hätte die Familie erschossen.
Die Familie konnte sich nicht dauerhaft verstecken. So kam es eines Tages, dass die Deutschen das Mädchen und ihre Eltern fanden und mitnehmen wollten. Auf dem Weg rief der Vater zu seiner Tochter: „Lauf weg, sonst wirst du streben.“ Und das Mädchen lief davon. Sie hörte zwei Schüsse und wusste in diesem Moment, dass ihre Eltern erschossen worden sind.
Das Mädchen ist zu einer Freundin der Familie gerannt und hat sich dort über mehrere Monate hinter einem Schrank versteckt. Nach einiger Zeit kamen Soldaten und fanden sie. Sie hat damals versucht so zu tun, als ob sie keine Jüdin wäre, doch die Soldaten nahmen sie mit und warfen sie ins Gefängnis. Als sie im Gefängnis war, warfen die Wärter ein neugeborenes Baby ins Gefängnis und das Mädchen gab ihm ihren Mantel. Aus dem Baby wurde Georg Bander, ein Dichter, der ihr das Gedicht „Geburt“ widmete.
Was sie verbrochen hatte? Sie war ein jüdisches Mädchen.
In dieser Zeit hat sie die ganze Familie, außer einen Onkel, verloren.
Heute lebt Frau Kretz in Antwerpen, hat zwei Söhne, Enkel und Urenkel. Auf die Frage, wie sie trotz aller Umstände weiterleben konnte, antwortete Frau Kretz: „ Leben! Einfach leben. Leben ist das schönste, was euch passieren kann.“
Frau Kretz ist es wichtig, zu erzählen, was damals passiert ist, damit die Menschen den Holocaust nicht vergessen und damit so etwas nie wieder passieren wird.
Die Schülerinnen und Schüler werden diesen Vortag nicht so schnell vergessen. Für sie war es eine einmalige Chance einen Bericht über den Holocaust aus erster Hand zu erfahren. Frau Kretz hat den Schülerinnen und Schülern nicht nur ihre Geschichte erzählt, sondern sie in den Vortag eingebunden, ihnen Fotos gezeigt und viele Fragen beantwortet.
Leon fand den Vortrag sehr interessant und spannend: „Man konnte Frau Kretz anerkennen, dass es schwierig ist, davon zu erzählen. Sie hat lange und viel erzählt, aber das hat sich gelohnt, weil man so eine Erfahrung nicht zweimal im Leben machen kann. Man kann sich die Bilder die sie gesehen hat nicht vorstellen, nur weil wir es hören oder weil sie uns die Geschichte erzählt hat. Frau Kretz hat all unsere Fragen ehrlich beantwortet.“

Leon und Bryan

Wir, die Klasse 5/6 b waren am Donnerstag, dem 04.04.2019 in Uffeln. Dort haben wir eine Zeitzeugin des Holocausts (während des Zweiten Weltkrieges) getroffen und sie hat uns ganz viel Beeindruckendes aus ihrem Leben zur Zeit des Zweiten Weltkrieges erzählt und Bilder gezeigt. Frau Kretz wurde in Polen geboren, ihr Vater war Arzt, die Mutter Anwältin. Da sie einer jüdischen Familie entstammt, mussten auch sie ihr Zuhause verlassen. Es gelang ihnen, vor dem Vernichtungslager zu fliehen. Doch lange dauerte das Glück nicht an, denn sie wurden in ihrem Versteck entdeckt. Vor den Augen der Tochter wurden die Eltern erschossen, weil sie ihr die Flucht ermöglichen wollten. Heute lebt Frau Kretz in Belgien. Sie spricht 8 Sprachen und ist eine wirklich sehr beeindruckende Frau! Gerne hätten wir ihr noch länger zugehört!
Ich fand es sehr interessant, spannend und auch traurig.

Franz J.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert